Treibstoff für die Zukunft: Wie der Zurich-Kunde H2 Energy Pionierarbeit für grünen Wasserstoff leistet

Net-zero transitionArticle14. Mai 2025

Während die Welt nach nachhaltigen Energielösungen sucht, führt H2 Energy eine grüne Wasserstoffrevolution in der Schweiz an. Erfahren Sie, wie Zurich H2 Energy bei der Entwicklung eines Ökosystems für grünen Wasserstoff unterstützt, welche die Energiewende vorantreiben könnte.

By Sean McAllister

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Wer durch die Schweiz fährt, begegnet vielleicht der Zukunft des nachhaltigen Verkehrs. Auf den Strassen der Schweiz sind 48 schwere Brennstoffzellen-Lastwagen unterwegs, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden, einem sauberen Kraftstoff, der mit erneuerbarer Energie hergestellt wird, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten – die einzige Emission ist Wasserdampf.

Diese Lastwagen sind dank Hyundai Hydrogen Mobility unterwegs, einem Joint Venture zwischen dem südkoreanischen Automobilriesen Hyundai und dem Schweizer Ökostrom-Pionier H2 Energy. H2 Energy ist Versicherungskunde von Zurich Schweiz, die seit sechs Jahren massgeschneiderte Versicherungs- und Risikomanagementlösungen für das Pionierunternehmen anbietet.

H2 Energy wurde 2014 von Rolf Huber gegründet, der wenige Jahre zuvor zur Überzeugung gelangt war, dass grüner Wasserstoff für eine Netto-Null-Zukunft unverzichtbar ist und der Wirtschaft helfen wird, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen.

«Wir haben eine Reihe von Technologien zur Verfügung, um die Energiewende zu unterstützen», sagt Huber. «Viele diskutieren darüber, welche die beste ist. Ich habe da keine Präferenz. Aber ich weiss, dass wir alle potenziellen grünen Technologien brauchen werden und dass es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, sein wird, grünen Wasserstoff aus der Gleichung herauszunehmen.»

Grüner Wasserstoff und sein Potenzial

Warum Huber vom Potenzial des Wasserstoffs so begeistert ist, lässt sich leicht nachvollziehen. Wasserstoff ist ein vielseitiger Kraftstoff, der sich leicht über Pipelines, Lastwagen und Schiffe transportieren lässt. Er kann verbrannt werden, um Wärme zu erzeugen, oder in Wasserstoff-Brennstoffzellen zur Stromerzeugung genutzt werden und eignet sich damit für die Stromerzeugung, den Verkehr und das Heizen von Haushalten. Wasserstoff kann darüber hinaus die Umweltauswirkungen industrieller Prozesse wie der Stahl-, Chemie- und Zementproduktion verringern. In Verbindung mit Stickstoff zur Herstellung von Ammoniak oder mit Kohlendioxid (CO2) zur Herstellung von Methanol oder synthetischem Methan kann Wasserstoff auch als alternativer Kraftstoff im Schienen-, Schiffs- und Luftverkehr eingesetzt werden.

Darüber hinaus bietet er eine vielversprechende Lösung für die grossflächige und langfristige Speicherung von Energie. Wasserstoff kann überschüssige Energie speichern und dazu beitragen, Schwankungen in der Stromnachfrage und im Stromangebot aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne auszugleichen.

Vor allem verursacht die Nutzung von Wasserstoff keine lokalen CO2-Emissionen – das einzige «Nebenprodukt» ist Wasserdampf. Das macht Wasserstoff zu einer umweltfreundlichen Alternative zu fossilen Brennstoffen, die zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft beitragen könnte.

Doch die Sache hat einen Haken. Der grösste Teil des heute produzierten Wasserstoffs ist «grauer» Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, wodurch CO2 in die Atmosphäre gelangt.

Grüne Wasserstoffproduktion

Eine andere Möglichkeit zur Herstellung von Wasserstoff ist die Elektrolyse, bei der Wasser (H2O) durch elektrischen Strom in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten wird. Wird der für die Elektrolyse benötigte Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt, entsteht kein CO2 – man spricht dann von «grünem» Wasserstoff.

H2 Energy hat in der Schweiz zwei Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff geplant und gebaut, die beide von nahen gelegenen Wasserkraftwerken gespeist werden. Eigentümer und Betreiber einer der Anlagen ist Hydrospider, ein Joint Venture von H2 Energy mit dem Elektrizitätsunternehmen Alpiq und dem Industriegasunternehmen Linde. Eigentümer der zweiten Anlage ist die Wasserstoffproduktion Ostschweiz (WOP), ein Joint Venture von AVIA Osterwalder, SAK und SN Energie. Hydrospider betreibt auch ein Logistiksystem, das grünen Wasserstoff an ein Netz von 18 Tankstellen in der ganzen Schweiz liefert und so die sichere Versorgung der Lastwagenflotte von Hyundai Hydrogen Mobility und anderer Wasserstofffahrzeuge mit Kraftstoff gewährleistet.

Lösung des Henne-Ei-Problems

Eine Herausforderung, die das Wachstum von grünem Wasserstoff einschränkt, bezeichnet Huber als «Henne-Ei-Problem». Dieser Problemkreislauf entsteht, wenn niemand in Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff investiert, ohne dass eine entsprechende Nachfrage besteht, und niemand in Anwendungen für Endverbraucher (wie Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge) investiert, ohne dass eine sichere und stabile Versorgung gewährleistet ist.

«Die Lösung jedes Henne-Ei-Problems beginnt immer beim Kunden», sagt Huber. «Wir mussten herausfinden, wer grünen Wasserstoff kaufen würde und warum.»

Huber nutzte seinen Hintergrund in der Finanztechnik und Unternehmensberatung bei McKinsey & Company, um einige der grössten Einzelhandelsketten und Grosshändler in der Schweiz davon zu überzeugen, dass der Umstieg auf Brennstoffzellen-Lastwagen ihre Netto-Null-Ziele unterstützen und im Vergleich zu Dieselfahrzeugen kostenneutral sein würde. «An diesem Punkt wussten wir, dass wir Nachfrage schaffen konnten. Und sobald man Volumen hat, folgt die Infrastruktur.»

Um diese Infrastruktur aufzubauen, hat H2 Energy im nächsten Schritt Kooperationen geschaffen und Joint Ventures wie Hyundai Hydrogen Mobility und Hydrospider gegründet. Diese Partnerschaften haben das technische Know-how und die finanziellen Mittel bereitgestellt, um ein Ökosystem für grünen Wasserstoff aufzubauen, das die gesamte Wertschöpfungskette von Angebot bis Nachfrage abdeckt und das Henne-Ei-Problem löst.

Versicherung für den Übergang

Zurich versichert nicht nur die Lastwagenflotte von Hyundai Hydrogen Mobility, sondern bietet auch eine Reihe von Versicherungsprodukten für H2 Energy und Hydrospider an und schützt damit das gesamte Ökosystem für grünen Wasserstoff. Dazu gehören Sach-, Haftpflicht-, Unfall- und Krankenversicherungen, sowie technische Versicherungen und Transportversicherungen.

Huber gibt zu, dass er anfangs wenig über Versicherungen wusste. «Um ehrlich zu sein, haben wir uns zunächst nie wirklich um Versicherungen gekümmert, was wahrscheinlich ein grosser Fehler war. Aber wir hatten Glück.»

Wie es der Zufall wollte, ist Christian Schepers, einer von Hubers ehemaligen Kollegen bei McKinsey & Company, Account Manager beim Schweizer Versicherungsmakler True Partners AG. «Er brachte eine Versicherungsperspektive in unser Geschäftsmodell ein, die über finanzielle Risiken hinausging», erklärt Huber. Schepers machte Huber auch mit Michael Zingg bekannt, dem Head of Market Customers, Commercial Insurance Schweiz, der Zurich Insurance Group AG.

«Zuerst wurden wir angefragt, ob wir die schweren Brennstoffzellen-Lastwagen versichern könnten», erinnert sich Zingg. «Wegen der vermeintlichen Risiken zögerten damals viele Versicherungsanbieter, Wasserstoff zu versichern.» Wasserstoff ist leichter entflammbar als Benzin oder Diesel, und seine geringe Molekülgrösse bedeutet, dass Lecks eine potenzielle Gefahr darstellen, wenn das Gas unter Druck gelagert wird.

Doch Zurich hat sich verpflichtet, den Übergang der Weltwirtschaft zu Netto-Null-Emissionen zu fördern, und wollte H2 Energy unterstützen – auch Juan Beer, der CEO von Zurich Schweiz zeigte grosses Interesse. «Wir haben unsere Risikoexperten konsultiert, darunter auch Wasserstoffspezialisten aus unserem lokalen Team von Zurich Resilience Solutions», sagt Zingg. «Sie erklärten, wie die mit Wasserstoff verbundenen Gefahren durch sichere Handhabungspraktiken, Rückhaltesysteme und Spezialausrüstung bewältigt werden können. Das bedeutet, dass Wasserstoff keine grössere Gefahr darstellt als Diesel.»

Die Beziehung zwischen Zurich und H2 Energy hat sich sehr positiv entwickelt. Zurich unterstützt H2 Energy nicht nur mit Versicherungslösungen und Empfehlungen zum Risikomanagement, sondern hat dem Unternehmen auch geholfen, Herausforderungen wie den anfänglichen Mangel an sachkundigen Pannenhelfern und Reparaturwerkstätten für Brennstoffzellen-Lastwagen in der Schweiz zu meistern.  Heute befinden sich die Büros von Zurich und H2 Energy im selben Gebäude in Zürich Oerlikon.

«Was H2 Energy und seine Partner hier in der Schweiz aufbauen, ist sehr beeindruckend», ergänzt Urs Lüthy, Head of Commercial Insurance Schweiz bei der Zurich Insurance Group AG. «Wir arbeiten eng mit True Partners zusammen, um sicherzustellen, dass H2 Energy und seine Schweizer Joint Ventures über den Versicherungsschutz verfügen, den sie benötigen, um sich auf das Wachstum ihres Geschäfts und die Entwicklung des Marktes für grünen Wasserstoff konzentrieren zu können.»

«Ohne Zurich als unseren Versicherer für die schweren Brennstoffzellen-Lastwagen wäre unsere gesamte Arbeit ins Stocken geraten», sagt Huber. «Wir schätzen die Zusammenarbeit mit dem Team von Zurich sehr, es ist eine äusserst angenehme Erfahrung. Und wenn man Leuten sagt, dass wir bei Zurich versichert sind, gilt das als Qualitätsmerkmal für unser Geschäft.»

Erfolg trotz Gegenwind

Vor mehr als einem Jahrzehnt gegründet, ist H2 Energy heute sehr erfolgreich. Doch das Unternehmen hatte mit starkem Gegenwind zu kämpfen. «Wir haben Hyundai Hydrogen Mobility Ende 2019 gegründet – kurz darauf kam COVID-19», sagt Huber. «Wir konnten nichts tun. Wir konnten keine Techniker einstellen, wir konnten unsere Kunden nicht erreichen. Als die Pandemie vorbei war, waren wir startklar, um das Geschäft auszubauen, aber dann kam die Energiekrise. Die Energiepreise schossen in die Höhe – auch die Kosten für erneuerbare Energien, mit denen wir grünen Wasserstoff herstellen. Das hat unserem Geschäftsmodell geschadet.»

Aber H2 Energy hat sich diesen Herausforderungen gewachsen gezeigt und ist flexibel geblieben, unter anderem indem das Unternehmen sein Geschäftsmodell weiterentwickelt hat und nun nicht nur grosse grüne Wasserstoffprojekte entwickelt, sondern auch Technologielösungen verkauft. H2 Energy hat beispielsweise kvyreen auf den Markt gebracht, eine mobile Stromversorgung auf der Basis von grünem Wasserstoff. Kvyreen bietet eine nachhaltige Alternative zu Dieselgeneratoren und kann auf Baustellen, bei Grossveranstaltungen im Freien und sogar an einigen Schweizer Tankstellen zum Schnellladen von Elektrofahrzeugen eingesetzt werden.

«Wenn der Berg zu hoch ist, muss man eben einen Weg drum herum finden», sagt Huber, «und wir haben immer einen gefunden.»

Eine Einstellung, die Zingg beeindruckt. «Rolf und das Team von H2 Energy sind mit unglaublichem Enthusiasmus bei der Sache», sagt er. «Sie sind fest entschlossen, die Energiewende zu unterstützen und zu zeigen, dass grüner Wasserstoff auch ein profitables Geschäft sein kann, das mehr Investoren anziehen sollte.»

Huber ist zuversichtlich, was die Zukunft des grünen Wasserstoffs und die Fähigkeit der Weltwirtschaft angeht, den Übergang zu einem grünen Energiesystem erfolgreich zu bewerkstelligen.

«Bei den meisten Menschen löst die Energiewende Ängste aus», sagt er. "Bei mir dagegen löst sie Begeisterung aus, weil ich die grosse Chance sehe, Teil eines historischen Wandels zu sein.»